Hattinger Kreuz-Weg
2012
Station 1 Altenheim Welper
Station 1 Altenheim Welper

Station 1
Thema:    "Alter"
Standort:  AWO Seniorenheim in Welper

                     Thingstraße 18 (hier finden Sie den Standort 1)

Für die erste Station des Hattinger Kreuz-Weges 2012
haben Schülerinnen und Schüler des Evangelischen Religionskurses der 7. Stufe
von Frau Kerstin Rokitta aus dem Gymnasium Holthausen die Verantwortung übernommen
.


Beim "Treffpunkt Hattinger Kreuz-Weg" haben sie am Freitag, 24. Februar,
ihre Gedanken, Ideen, Texte und ein kleines Anspiel präsentiert:

Das orangefarbene Kreuz am Seniorenheim

Als unsere Religionslehrerin uns von dem Projekt „Das orangefarbene Kreuz“ erzählte, waren wir sehr interessiert und entschlossen uns nach kurzer Zeit, das Kreuz vor ein Altenheim in Hattingen zu stellen.

Wir engagierten uns dafür und bereiteten im Religionsunterricht die Präsentationen vor. Nach einigen Tagen haben wir uns entschieden, das Kreuz vor das AWO-Seniorenheim in Welper zu stellen. Durch das Kreuz wollen wir symbolisieren, dass Senioren oftmals vernachlässigt werden, vergessen werden und in der Gesellschaft nicht als vollwertig anerkannt werden. Aber es steht auch für die Kreuzigung und die Auferstehung Jesu und somit auch für die Hoffnung auf ein „schönes Altsein“.

Wir haben uns oft gefragt, wie es den Senioren im Altenheim geht und ob sie sich dort wohl fühlen. Durch dieses Projekt konnten uns die Senioren unsere Fragen selber beantworten und wir haben einen Einblick bekommen, was es heißt „alt“ zu sein.

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Nachdenktext:

Was bedeutet es, alt zu sein

Alt zu sein bedeutet:
Nicht mehr auf Partys zu gehen
In Rente zu sein
Nicht mehr so frei zu sein wie früher
Nicht mehr so fit zu sein wie früher
Nicht mehr beachtet zu werden
In Altenheime zu gehen
Bald zu sterben

Das alles und noch viel mehr
bedeutet es, alt zu sein
Und doch freuen sich manche Menschen darauf,
alt zu werden.

Die Menschen konnten sich
damals noch gar nicht vorstellen,
dass es heute ipod's, iphone's, ipad's,
computer oder ein Handy gibt.
Und doch leben wir in einer Welt,
die von moderner Technik beherrscht wird.
Wir können uns gar nicht vorstellen,
wie die Technik in 50 Jahren sein wird.
Vielleicht geht sie zurück,
vielleicht macht sie auch Fortschritte.
Die Zukunft hält es offen,
wie das Leben in 50 Jahren verläuft.

In 50 Jahren werde
ich
nicht mehr auf Partys gehen können,
In Rente sein (Juhuu!)
Nicht mehr so frei sein wie früher,
Nicht mehr so fit sein wie früher,
nicht mehr beachtet werden,
in ein Altenheim gehen müssen,
bald sterben.

Julian Guddat

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Einige aus der Gruppe haben selber ein organge-buntes Kreuz gestaltet. Und sie haben dabei zwei Seiten von Altsein berücksichtigt:

Links vom Kreuz in den warmen Farben sind Glaube, Erfahrung, Weisheit und Vertrauen zu erkennen, rechts in den kalten Farben verstecken sich Schwäche, Leid, Krankheit und Tod.


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Interview im Altenheim am 20.2.2012
Antonia, Kyra und Marie stellten Fragen an Gerda Matté

 1: Warum musste sie ins Altenheim?                                
Frau Matté musste ins Altenheim, weil sie mehrere Schlaganfälle erlitt und sie nicht mehr alleine klar kommen würde.

 2: Warum hat sie dieses Heim ausgewählt?                                                                                                 Frau Matté war so schwer erkrankt,  dass sie gar nicht selber entscheiden konnte in welches Altenheim sie gehen wollte.

3: Seit wann lebt sie hier?                                               
Frau Matté bewohnt dieses Altenheim jetzt schon mehr als 3 Jahre.

4: Kümmern sich die Altenpfleger gut um sie?                  
Die Altenpfleger sind nett und helfen dort viel, doch sie könnte auch mit dem Meisten noch alleine klar kommen.

5: Was gefällt ihr dort am besten?                                   
Am besten gefallen Frau Matté dort die vielen Veranstaltungen und Spaziergänge. Auch wird dort Gedankentraining oder Gymnastik angeboten. Einmal pro Woche gibt es auch einen Duschtag.

6: Bekommt sie regelmäßig Besuch?                             
Besuch bekommt die alte Dame jeden Tag von einem der drei Kinder oder einem ihrer fünf Enkel. Außerdem gett sie regelmäßig raus oder auf Geburtstage etc.

 7: Hat sie Hobbys?                                                       
Sie strickt gerne und es gibt dort im Altenheim auch Nähkurse.

8: Schmeckt ihr das Essen?                                              
Ihr schmeckt das Essen sehr gut, denn es gibt jeden Tag etwas anderes. Sie persönlich liebt Fisch, darf ihn aber nicht essen.

9: Wenn sie alleine leben würde, was könnte sie im Alltag noch bewätligen? 
Frau Matté ist noch sehr fit und glaubt, das Meiste noch alleine schaffen zu können. Ihre Wohnung hat Sie noch und will diese auch nicht verkaufen.

10: Werden hier Ausflüge angeboten?                       
Ausflüge gibt es eher selten: 1x Ruhrpark, mehrere Spaziergänge, aber nicht so lange, weil die meisten nicht mehr so gut und weit laufen können.

11: Hat sie in ihrem früheren Leben viel erlebt?             
Frau Matté erlebte in ihrem früheren Leben sehr viel, z.B. leitete sie 29 Jahre den Kiosk des Freibads in Welper und trieb viel Sport.

12: Was war das schönste Erlebnis?                                   
An das Leben mit ihrem Mann denkt Gerda Matthé sehr gerne zurück.

13: Hat sie Angst vor dem Tod?                                        
Die Frage nach dem Tod löste in Frau Matté keine Angst mehr aus, da sie ihre Mutter und die Schwiegermutter bis zum Tod pflegte.

Außerdem besuchte Frau Matté den Kanuclub und erlebte auch so schon viele tolle Dinge in ihrem 80-jährigen Leben. Im Altenheim gefällt es ihr sehr gut und sie hofft auch noch auf viele weitere spannende Jahre im Emmy-Kruppke-Seniorenzentrum Welper.

Frau Gerda Matté

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Lustiges Gedicht
Das perfekte "alt sein"

Wenn ich alt wär’, würd’ ich sagen:
„Weg von meinem Rasen, ihr Plagen!"

Zähne sind noch alle da,
na, ist das nicht wunderbar?

Ich lebe in einer Villa am Meer,
denn ich liebe schwimmen sehr.

Bingo spiel ich morgens immer,
Langeweile gibt's da nimmer

Sonntags geh ich ins Café,
dort trinke ich 2 Tassen Tee.

Enkel will ich viele haben,
auch in meinen alten Tagen.

Mit meinen Freunden mach ich Sachen,
die sonst nur junge Leute machen.

Wir gehen in die Disko zum tanzen,
da vergess’ ich die Finanzen.

Ich mach’ eine Reise um die Welt,
weil mir das sehr gut gefällt.

Wenn ich alt bin, hab ich dafür Zeit,
vorher bin ich nicht bereit.

Auf jeden Fall, das weiß ich schon,
mein "alt sein" wird ein schöner Lohn.

Ende     

von Marie Ch. und Katrin

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Die Anspiel-Gruppe stellt dar,
wie ein alter Mann einem Jugendlichen überraschend zu Hiilfe eilt:




Lehrerin Frau Kerstin Rokitta sagt DANKE


Bewohnerinnen und Mitarbeitende vom Haus sind dazu gekommen.
Rechts stehend Heimleiter Dombrowsky




Frank Bottenberg begrüßt die Anwesenden
zum ersten "Treffpunkt Hattinger Kreuz-Weg 2012"



Ein weiterer Nachdenktext
zur Kreuz-Weg-Station, zum Thema und zu den Akteuren.

Von F. Bottenberg.

Das Kreuz vor einem Altenheim – Was soll das?
Gut – im Alter werden Menschen oft wieder frömmer -
egal wie ihr Leben vorher gewesen ist. Aber sonst? 
Und dann vor diesem Heim.
Gerade die AWO hält sich religiös doch eher zurück!

Der damals ans Kreuz genagelt wurde, war alles andere als alt.
Gerade mal um die 30, so wird vermutet. Selbst die Mutter Jesu, Maria, hatte eine Lebenserwartung, die kaum über 60 gelegen haben wird. Die mit dem sog. „biblischen Alter“ waren lange davor.

Aber was ist heute, wo die Menschen sich mit 60 gerade mal warmlaufen für eine neue Lebensphase?
Und was ist mit denen, die heute „hoch betagt“ sind und deren Anzahl im Vergleich zur Gesamtbevölkerung immer größer wird?
Wo leben sie? Wie leben sie?
Was brauchen sie? Was vermissen sie?
Worunter leiden sie? Was macht ihnen Freude?
Welches Kreuz und welche Lasten haben sie zu tragen?
Welche Lasten werden ihnen abgenommen?

Es wird spannend,
wenn 13-Jährige sich fragen, wie alt Menschen eigentlich sind,
wenn sie alt sind.
Es wird spannend,
wenn Jugendliche darüber nachdenken, wie sich Altsein wohl anfühlt.
Es wird spannend,
wenn Mädchen sich vorstellen, was ihnen selber als alte Frau wichtig sein könnte,
oder Jungs eine Ahnung entwickeln, was sie selber als alter Mann mal vermissen könnten.

Aber es wird noch konkreter, wenn die Jugendlichen den Bereich der Phantasie verlassen und
mit den Alten wirklich ins Gespräch kommen: 
Wenn 13-Jährige eine Bewohnerin im Emmy-Kruppke-Seniorenheim besuchen und sich eine Stunde lang mit ihr darüber unterhalten, was sie am Altwerden gut findet und was ihr daran zu schaffen macht, dann geschieht bei beiden etwas.

Das orangefarbene Kreuz erinnert beide, Jugendliche wie Alte, daran,
das Leben nicht mit vorgefertigten Brillen zu betrachten.
Über Brüche und Knicke im Leben muss geredet werden,
auch über Phasen, die einen an den Rand der Depression bringen können -
und es gibt diese Phasen im Alter genauso wie in jungen Jahren.
Aber von Spaß und Freude am Leben soll auch erzählt werden.
Im Altenheim muss nicht alles grau und dunkel sein,
rot und blau ist auch da,
und sogar orange
!

Das Kreuz vorm Altenheim ist ein Lebenszeichen:
Seht her!
Kommt vorbei!
Traut euch!
Hier reden wir über’s Leben - in all seinen Facetten.
Weil hier Menschen leben, bis an ihr Lebensende.
Das ist das Thema.


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Foto: Rolf Jägers


Herzlichen Dank

- an die Schülerinnen und Schüler des Reli-Kurses vom Gymnasium Holthausen
- an Frau Kerstin Rokitta
- an die Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Mitarbeitenden des Emmy-Kruppke-Hauses,
namentlich Herrn Dombrowsky für die Kooperationsbereitschaft!


Frank Bottenberg