Hattinger Kreuz-Weg
2012
Station 3 Helios Klinik Holthausen
Station 3 Helios Klinik Holthausen

Station 3
Thema:    "Krank"
Standort:  Garten der Helios-Klinik Holthausen

                     Am Hagen 20 (hier finden Sie den Standort 3)


Für die dritte Station des Hattinger Kreuz-Weges 2012 haben Schülerinnen und Schüler der Religionskurse von Frau Gabi Büchter (6. und 9. Stufe) aus der Marie-Curie-Realschule die Verantwortung übernommen.

Beim "Treffpunkt Hattinger Kreuz-Weg" am Freitag, 9. März, um 12.30 Uhr, haben die Schülerinnen und Schüler ihre Gedanken und Texte präsentiert.



Im Folgenden die Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler.
Weitere Auseinandersetzungen haben stattgefunden, als einzelne Kurse das Kreuz an seinem Standort Helios-Klinik aufgesucht haben und vor Ort miteinander ins Gespräch kamen.
Der Kurs von Frau Socha-Leopold konnte wegen Krankheit leider erst spät die Ergbnisse seiner Auseinandersetzung mit dem Kreuz präsentieren.
Wir haben die Texte zu "Kreuz" nun unten auf die Seite gestellt.

Zu danken ist allen Beteiligten:
Der Leitung der Helios-Klinik sowie Herrn Niepel und Herrn Völzke,
den vielen engagierten Schülerinnen und Schülern,
den beteiligten Lehrerinnen und Lehrern der Realschule Holthausen,
namentlich Frau Büchter als Hauptansprechpartnerin und dem Schulleiter Herrn Ernst.


Gedanken zum Kreuz
in Verbindung mit dem Thema „Warum müssen Menschen leiden – das Buch Hiob“
 
(ev. Rel. Gruppe 9, Frau Büchter)

Ein Kreuz
auf dem Gelände einer Klinik, in der Menschen nach Unfall oder schwerer Erkrankung ihre körperlichen, geistigen und/oder sozialen Fähigkeiten und damit ihre menschliche Würde wiedererlangen sollen

und unsere Fragen im Reli-Unterricht:

-          Warum müssen Menschen leiden?

-          Gibt es Antworten aus der Bibel?

-          Wie gehen Menschen mit ihrem Leid um?

-          Wie gehen wir mit Menschen um, die Leid erfahren haben?


Eine erste Annäherung:

Vor urlanger Zeit lebte in einem fernen Land ein Mann, der hieß Hiob. Er war zu allen freundlich, half jedem, der in Not war, achtete auf Gottes Gebote und tat nie etwas Böses.  Gott schenkte ihm ein erfülltes Leben. Hiob hatte eine Frau, sieben Söhne und drei Töchter, ein großes Gut mit viel Land und Vieh, dazu Knechte, Mägde und alles, was sich ein Mensch nur wünschen kann.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Doch Glück ist verletzbar und es gibt immer wieder Veränderungen durch Krankheit, Schmerz, Ausweglosigkeit, Tod…

So geschah es eines Tages, dass Hiob alles verlor: seinen Reichtum, seine Knechte, seine Viehherden, ja sogar seine Söhne und Töchter und schließlich seine eigene Gesundheit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jonas Bugal illustriert die Lebenssituation Hiobs vor und nach den Unglücksmeldungen


Kommentare, Rückfragen oder Eindrücke zu den Erarbeitungen bitte hier.


Warum – so fragen wir – geschieht so einem, der doch alles richtig macht, soviel Leid?
Wie kann Gott, der doch eigentlich der „liebe Gott“ ist, überhaupt Unglück zulassen?
Welche  „Hiobsbotschaften“ erreichen uns?


Schüler/innen schreiben Geschichten zu Fotos heutiger „Hiobsbotschaften

 

 

 

 

 

 

Auch der stets gläubige Hiob verzweifelt am Ende an Gott:
Warum muss ausgerechnet ich so leiden?
Was habe ich denn falsch gemacht?

Viele von uns kennen das: Wenn uns etwas ganz Schlimmes passiert, dann fragen wir:  Womit habe ich soviel Unglück verdient?

 

 

 

 

 (Schüler/innen formulieren angesichts eigener Leiderfahrungen Warum- Fragen)












Kommentare, Rückfragen oder Eindrücke zu den Erarbeitungen bitte hier.


Herr Niepel, ein Mitarbeiter der „Helios-Klinik Holthausen“, besucht uns im Unterricht und erzählt von Patientenschicksalen:

Von Kindern mit schweren Schädel-Hirn-Traumata nach einem Fahrradunfall oder weil sie von ihren Eltern zu heftig geschüttelt wurden;
von Menschen, die nach einem Schlaganfall ganz neu lernen müssen, wie man läuft, sich anzieht oder ein Nutellabrot bestreicht …

Da hörte Hiob die Stimme Gottes: Ich kenne deine Leiden und ich verstehe auch, dass du verzweifelt bist. Doch meine Wege wirst du nie mit dem Verstand begreifen, denn ich bin Gott und handle nicht nach dem Gesetz der Menschen.

Gott führt uns Menschen oft dunkle und unverständliche Wege und sein Handeln oder Nichteingreifen bleibt für uns unbegreiflich.
Gott löst auch Hiobs Rätsel nicht.
Hiob bekommt keine Antwort auf die Frage nach dem Sinn seines Leidens.  

Und Gott lässt auch zu, dass uns hier und heute Leid geschieht.
Das macht uns das Kreuz als sichtbares Zeichen für Leid und Schmerz gerade vor dieser Klinik deutlich.


Aber Gott lässt Hiob nicht allein.
Gerade in seiner größten Verzweiflung spürt Hiob, dass Gott ihm ganz nahe ist.

Auch das Kreuz ist gleichzeitig ein Zeichen der Hoffnung und gerade die Form dieses Kreuzes zeigt:
Gott wendet sich zu uns und sieht unsere Verzweiflung.
Er breitet seine Arme aus und tröstet uns und schenkt uns neue Lebensmöglichkeiten:

Und so bleibt uns nach Herrn Niepels Besuch die für viele überraschende Erkenntnis, dass es auch nach schweren Unfällen oder Erkrankungen und trotz großer Einschränkungen für viele Betroffene ein lebenswertes und erfülltes Leben gibt.
Glück und Zufriedenheit sind immer wieder neu und oft ganz anders als nach unserer Vorstellung erfahrbar
.

Und Hiob war nicht mehr traurig und sprach:
In meiner Klage ist mir Gott begegnet und ich habe seine Größe erkannt. Gott kann man nicht begreifen, Gott muss man erfahren. Nun kann ich annehmen, was Gott zuließ: mein Glück und auch mein Leiden. Ich kann Gott vertrauen, und das ist gut.


Kommentare, Rückfragen oder Eindrücke zu den Erarbeitungen bitte hier.





Gedanken zum Kreuz in Verbindung mit dem Thema „Vertrauen – Psalm 23“  (ev. Rel. Gruppe 6, Frau Büchter)

Im Reli- Unterricht beschäftigen wir uns gerade mit Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte“. Als wir von der Kreuzweg-Aktion erfuhren, haben wir überlegt, ob es einen Zusammenhang zwischen unserem Thema und dem Standort des Kreuzes vor der Helios-Klinik gibt.
Wir haben das Kreuz von Holger Vockert auf Fotos angeschaut und unsere Gedanken dazu ausgetauscht:
Das Kreuz vor einer Klinik erinnert uns an Leid und Schmerz, im Bild des Psalms an ein „finsteres Tal“, durch das Menschen manchmal gehen müssen.

Das Kreuz mit dem abgeknickten oberen Teil könnte aber auch bedeuten, dass Gott auf uns Menschen herunter sieht und unsere Sorgen erkennt. Der Querbalken sieht aus wie ausgebreitete Arme, die uns umschließen und uns Schutz geben wollen. Dazu passt die Psalmstelle: „Ich fürchte kein Unglück, denn du bist bei mir.“

Schüler/innen haben unsere Überlegungen in Bilder umgesetzt:


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                  Clara Dresel, 6b                                                                                                 Katja Homann, 6b                                                            

                    MOTIV:   Um mich ist es finster






 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(Aileen Knapp, 6b)                                                                                             (Darja Stasjukova, 6b)                                                                    

                  MOTIV:  Du bist bei mir


Kommentare, Rückfragen oder Eindrücke zu den Erarbeitungen bitte hier.



 

Foto: Rolf Jägers



KREUZ
Fragen und Antworten zum Kreuz des Kurses von Frau Socha-Leopold

Foltersymbol oder Hoffnungszeichen ?

Am Symbol des Kreuzes scheiden sich die Geister.  Die Einen tragen es als goldenes Kettchen um den Hals. Die anderen gruseln sich. Wahrscheinlich sind die Letzteren  in der Mehrzahl.

Erst kürzlich stand in der Zeitung zu lesen, dass das Wort
Kreuz vom lateinischen cruciare = Foltern
stammt.

Tatsächlich ist das Kreuz Zeichen für einen unsagbar grausamen langsamen Tod, den Jesus vor 2000 Jahren erlitt wie auch viele andere damals.

Und weil das alles so schrecklich und finster ist, hat das Thema Kreuz auch keine Konjunktur. Das ist verständlich. Wer beschäftigt sich schon gerne mit dem Thema Leiden und Tod, wenn es ihn nicht gerade unmittelbar selbst betrifft?

Doch andererseits: Was wäre der Frühling ohne den Winter?

Wie könnten wir uns über das Erwachen in der Natur freuen, wenn wir nicht vorher ihr Sterben erlebt hätten?

 

Was wäre Ostern ohne Karfreitag?

In beinahe jeder Kirche kann man unterschiedlichste Kreuzesdarstellungen sehen. Ist es nicht erstaunlich, dass in vielen alten Bildern das Kreuz als Lebensbaum dargestellt wurde? Es war umkränzt mit einem grünen Zweig.

 

Die evangelische Theologin Dorothee Sölle hat einmal gesagt, dass wir das Kreuz als Lebensbaum lieben lernen müssen. Erst dann kann Auferstehung bei uns Wirklichkeit werden.

Viele Kreuze sind dargestellt mit einem Kreis als Symbol für die Ewigkeit.

Die kreisförmige Rosette bildet die Unendlichkeit ab.

Sie sind nicht nur Zeichen des Todes, sondern auch der Hoffnung.

 

Das Kreuz ist beides:

Foltersymbol und Hoffnungszeichen

Es eröffnet uns die Perspektive zu Ostern hin, zur Auferstehung und zu neuem Leben.

Darum kann ich meinen Schrecken, mein Unwohlsein vor dem Kreuz überwinden.

In der Auseinandersetzung mit diesem Text bastelten die SuS ein kleines Papierkreuz.

„Wenn das Kreuz also auch ein Zeichen der Hoffnung ist, wem kannst Du Dein kleines Kreuz überreichen und was möchtest Du dieser Person vermitteln?“,

war die Fragestellung:

 

So lauteten die Gedanken der SuS.

 


 

Ich bin ein Teil des Kreuzes …


SuS des 10er- Jahrganges

 

… und fühle mich geborgen als Teil einer Gemeinschaft

… und kann anderen Menschen Hoffnung bringen

… und übernehme Verantwortung

… und bin aufgefordert achtsam zu sein, wo meine Hilfe nötig ist


Das Kreuz ist ein Versprechen …

… formulierten die SuS des 9er-Jahrganges und überlegten sich,
was dies für sie selber in Situationen einer Lebenskrise oder einer Krankheit bedeuten könne:


- Ich vertraue darauf, dass ich mich neu einfinden kann in ein verändertes Leben.
- Ich möchte weiterhin oder auch wieder an mich selbst und an meine Kraft glauben.
- Ich sage mir: ja, ich bin jetzt anders. Und das schaffe ich.
- Ich mache mal etwas Verrücktes.
- Ich nehme meine Chancen wahr und nutzte sie.
- Meine Familie und meine Freunde stehen zu mir, unterstützen mich, lassen mich nicht fallen, wenden sich nicht von mir ab.
- Ich bitte um Kraft und Zuversicht für die vor mir liegende Zeit.


Wir wünschen all denjenigen, die dem Kreuz hier auf dem Klinikgelände begegnen, Patienten wie Besuchern, dass es auch für sie ein Versprechen werde.
 

Das Kreuz ist ...

 

… ein Versprechen

 


 

 

Foto Rolf Jägers